Ruckelt mein Online-Game jetzt wegen Corona?

eSport und Gaming während der Corona-Zeit

 

Die Corona-Pandemie belastet unsere Infrastruktur – und auch der eSport und das Gaming tragen daran Anteil. Nur welchen genau und mit welchen Auswirkungen? Wir haben recherchiert, ob Online-Games das Netz in Deutschland beeinträchtigen, und zeigen, ob es wegen Corona wirklich zu Rucklern und Aussetzern beim Spielen kommen kann.


Darum geht’s:

  1. Traffic-Anstieg von Online-Games
  2. Auswirkungen auf die Netzstabilität
  3. Ruckler und Aussetzer durch Corona

    Die digitale Welt steht vor einer Bewährungsprobe, vielleicht der größten überhaupt. Und ausgerechnet in Deutschland kann man beobachten, was passiert, wenn das halbe Land im Homeoffice arbeitet und Schüler nicht mehr zur Schule gehen. Am weltgrößten Internetknoten De-Cix in Frankfurt am Main ist am 10. März ein neuer Weltrekord verzeichnet worden: 9,1 Terabit rauschten dort pro Sekunde über die Netze. Noch nie wurden an einem Internet-Knoten so viele Daten gleichzeitig ausgetauscht.

     

    Die Corona-Pandemie belastet unsere Infrastruktur. Aber nicht nur Netflix, Videotelefonie und Homeoffice bringen das Netz an seine Grenzen. Auch Online-Games tragen daran einen Anteil. In Italien gab ein Serviceprovider zu Protokoll, Spiele wie Fortnite hätten landesweit zu einem Anstieg des Internettraffics von 70 Prozent geführt. Womit sich die Frage stellt: Wie sieht die Lage in Deutschland aus? Welchen Einfluss haben eSports und Gaming hierzulande auf das Netz? Und sorgt die Corona-Krise dafür, dass mein Game ruckelt?

     

    Deutschlandweit steigt der Traffic von Online-Games

    Zumindest für den 10. März, dem Tag des Weltrekords, ist die Lage relativ klar. Nicht nur, dass die Zahl der Corona-Infizierten an diesem Tag besonders stark gestiegen ist (einen Tag später erklärte die WHO offiziell die Pandemie), weshalb viele Menschen ihr Haus nicht verlassen haben. An diesem Tag erschien auch noch der neueste Teil des Gratis-Battle-Royale-Spiel Call of Duty: Warzone. Für gewöhnlich ein großes Happening für tausende Gamer, die sich das 18-22 Gigabyte große Update herunterladen und damit Bandbreite verbrauchen.

    Deutschlandweit ist der Traffic von Online-Games wegen Covid-19 gestiegen. Das hat Lorenz Grehlich, Leiter Network Engineering beim bayrischen Provider M-net, festgestellt. Insbesondere Updates populärer Titel spielen laut ihm eine signifikante Rolle beim Datendurchsatz. Rückendeckung bekommt Grehlich vom De-Cix aus Frankfurt. Gegenüber dem NDR bestätigt der Technische Direktor sogar einen Anstieg von 25 Prozent. Und auch Twitch und Steam verzeichnen seit Corona regelmäßig Rekorde. Es wird gespielt, gestreamed und geupdated. 

    Nutzerzahlen Steam - Entwicklung Corona

    Twitch Nutzer Corona Entwicklung

    Mit der Corona-Pandemie ist die Zahl der Zuschauer bei Twitch (oben) und Steam stark angestiegen.

     

    Von Dezember 2019 bis April 2020 ist die durchschnittliche Zuschauerzahl bei Twitch auf über zwei Millionen gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von 70 Prozent. Die Zahl der User stieg in diesem Zeitraum sogar um über 80 Prozent an. Allerdings liegt das nicht nur an den Gamern: In der Coronakrise werden Plattformen wie Twitch auch von anderen Berufsgruppen entdeckt, etwa Musikern, DJs und Event-Organisatoren. Deshalb ist die Abgrenzung hier schwer zu ziehen. Da jedoch auch die Nutzung von Online-Games steigt, liegt es nahe, dass Twitch hiervon ebenso profitiert.

     

    Welche Auswirkungen haben Online-Games auf die Netzstabilität? 

    Nur wie wirkt sich dieser Anstieg auf die Netzstabilität aus? Das haben wir Thomas Plückebaum vom Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste, kurz WIK, gefragt. Er beschwichtigt: „Nach unserer Kenntnis ist insbesondere zur Hauptverkehrszeit Video noch der größte Kapazitätsverbraucher“. Bei Video-Spielen findet zwar ein dauerhafter Austausch mit einem Game-Server statt. Da viele Daten jedoch trotzdem lokal gespeichert sind, ist der Verbrauch geringer als beim Streaming. Video-on-demand-Dienstleister wie Netflix und YouTube haben deshalb auf die Situation reagiert und ihre Übertragungsqualität verringert – ein Schritt, den viele Provider begrüßen.

     

    Wann könnte es Engpässe geben? 

    Eine große Anzahl an gleichzeitigen Gamern, wie sie zur Corona-Zeit vermutet wird, könnte langfristig dennoch zu Problemen führen. Vor allem zu Spitzenzeiten, also zwischen 20 und 22 Uhr, sind ohnehin viele Menschen zeitgleich online. Dafür seien Reserven geschaffen, weiß Plückebaum. "Wenn es zur Hauptverkehrszeit eine Steigerung von 10 Prozent gäbe (ein von De-Cix veröffentlichter Wert) , dann wären noch ausreichend Reserven für die Spitzenzeiten vorhanden, und es kann ja auch noch nachgerüstet werden“.

     

    Gamer sind jetzt zusätzlich tagsüber aktiv.
    Das erklärt den Traffic-Anstieg insgesamt.

     

    Viele der zusätzlichen Nutzungen würden derzeit sowieso zu anderen Zeiten stattfinden. Und so lassen sich auch die Zahlen in Italien erklären, ein Anstieg von 70 Prozent des Internettraffics. Gamer sind jetzt vor allem tagsüber aktiv, beispielsweise weil viele Schüler nicht mehr zur Schule gehen und auch die Unis leer bleiben. 

    Doch auch darauf seien Netzbetreiber eingestellt, sagt der IT-Experte. "Ein zu anderen Tageszeiten noch leeres Netz kann viel zusätzlichen Verkehr aufnehmen, ohne dass das Netz an seine Grenzen käme. Ein zusätzliches Verkehrsvolumen von mehr als 100 Prozent wäre damit kein Problem.“

     

    Warum ruckelt mein Online-Game trotzdem? 

    Die Netzbetreiber haben also genügend Kapazitäten. Probleme könnte es, wenn überhaupt, an anderer Stelle geben. Die Telekommunikation muss man sich nämlich als eine Kette vorstellen, die so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Das beginnt bei den Endgeräten, geht über die Anschlussleitung und das Netz des Anbieters, über Netzübergänge in andere Netze und endet dann häufig auf den Servern der Inhalteanbieter, also beispielsweise Spiele- und Streaminganbieter, selbst.

     

    Netzbetreiber haben genügend Kapazitäten.
    Probleme machen oftmals die Inhalteanbieter selbst.

     

    Ein Knackpunkt ist zum Beispiel der letzte Meter, also der Weg vom Verteilerkasten in die Haushalte. Ist dort statt Glasfaser ein DSL oder ein Kabelnetz ausgelegt, können sich Nutzer Bandbreite tatsächlich gegenseitig wegnehmen. Zum Beispiel, wenn mehrere Leute Netflix schauen und zugleich online gamen. Dann kann hier und da schonmal zu nervigen Rucklern kommen. 

    Zu beachten ist aber auch die Kapazität der Inhalteanbieter selbst. Für sie, vermutet unser Experte, würde sich eine kurzfristige Hochstufung der Kapazität wegen der vielen gleichzeitigen Nutzer nicht unbedingt lohnen. Schließlich sinkt die Nachfrage ja wieder, wenn die Pandemie vorüber ist. „Netzbetreiber hingegen ziehen, wenn sie Nachrüsten müssen, nur das Wachstum der kommenden Jahre vor“, ergänzt Plückebaum. 

    Und so kann es vorkommen, dass es auch bei deinen Games momentan Probleme wegen Corona gibt. Aber sind wir doch ehrlich: Diese Zeiten werden wir auch überstehen. Und immerhin hilft die Gaming-Industrie auch schon aktiv mit, das Virus zu bekämpfen und stellt ihre Rechenkapazität zur Verfügung. Ein super Idee – und alles andere als eine nette Spielerei.

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